Auf den Spuren von Andy A. Matano, Fachspezialist Verkauf I-ESP-VK
«Im Leben muss man manchmal kämpfen, um weiterzukommen», sagt Andy A. Matano, der seit 20 Jahren bei der SBB tätig ist. SEV-Mitglied und aktiver Gewerkschafter wurde er, nachdem ihm durch eine Reorganisation die Bedeutung des Gesamtarbeitsvertrags (GAV) auf sehr direkte Weise bewusst wurde.

Andy wuchs zwischen zwei Kulturen auf und wurde schon sehr jung durch Herausforderungen geprägt, besonders durch den frühen Tod seiner Eltern. Nach einer handwerklichen und technischen Grundausbildung bildete er sich zum Technischen Kaufmann weiter und sammelte erste Berufserfahrung bei einer Versicherung. Seine berufliche Neugier führte ihn danach ins Ausland, wo er unter anderem in Frankreich in der Baubranche arbeitete.
2002 wechselte er zur Logistikfirma CHEP in Basel, wo er für internationale Projekte mit Nestlé tätig war. 2005 fand er schliesslich zur SBB – aus dem Wunsch heraus, für ein schweizweit tätiges Unternehmen zu arbeiten und Beruf und Familie besser vereinbaren zu können. Bei SBB Cargo war er zunächst für Kunden wie die Rheinsalinen, die Rheinhäfen und Manor verantwortlich. Später übernahm er Aufgaben im Bereich Preisanalysen, bis eine Reorganisation 2012 zum Wendepunkt wurde. «Damals wurde mir klar, wie wichtig ein starker GAV und ein funktionierender Sozialplan sind. Ich erhielt dank dem Arbeitsmarktcenter (AMC) die Chance, mich neu zu orientieren – das hat mir die Augen geöffnet.»
Werte, die verbinden
Der SEV war für Andy keine Selbstverständlichkeit, sondern eine bewusste Entscheidung: «In meinem früheren Berufsleben hatte ich mit Gewerkschaften kaum Berührung. Erst bei der SBB wurde mir klar, wie wichtig ihre Rolle ist. Sie setzen sich für Werte ein, die mir auch persönlich wichtig sind: Fairness, Gerechtigkeit und Respekt.»
Heute engagiert sich Andy mit Überzeugung im SEV: Seit 2015 präsidiert er die Branche Immobilien, Konzern und Kader im Unterverband AS. 2019 wurde er in den Vorstand der Sektion Mitte gewählt, 2022 ins Vizepräsidium und seit Januar 2024 ist er Sektionspräsident.
Dank dem GAV blieb Andy bei der SBB: zunächst als Datenmanager bei Immobilien, dann in Projekten des Personenverkehrs und des Konzerns. Seit 2019 ist er bei SBB-Infrastruktur im Verkauf ESP für den Bereich Bahnnahes Bauen tätig, wo er Dienstleistungen für interne und externe Kunden koordiniert bis hin zur Verrechnung – «End to End». Seine Mehrsprachigkeit und sein Netzwerk in der ganzen Schweiz kommen ihm dabei zugute.
Seit Ende 2024 verantwortet er zusätzlich im Bereich Resale der SBB die transparente Verrechnung gebrauchter Bahnbetriebsmaterialien – mit dem Ziel, Nachhaltigkeit wirtschaftlich umzusetzen, Materialien ein zweites Leben zu geben und so aktiv zur Kreislaufwirtschaft beizutragen. Sein Arbeitsweg führt ihn mehrmals pro Woche nach Bern-Wankdorf, daneben ist er regelmässig in der Ostschweiz und im Tessin sowie in der Romandie oder im Homeoffice tätig.
SEV ist gefordert
Andy ist überzeugt: «Die Rolle des SEV ist heute wichtiger denn je. Die SBB ist nach wie vor eine soziale Arbeitgeberin – gerade im Vergleich zur Privatwirtschaft. Doch der zunehmende Spardruck führt dazu, dass immer häufiger an den Ressourcen der Mitarbeitenden gespart wird, sei es beim Lohnsystem, bei den Arbeitsbedingungen oder bei der Personalplanung.»
Ein besonderes Anliegen ist ihm der Dialog auf Augenhöhe, auch weil viele Mitarbeitende in Führungspositionen neu zur SBB stossen und den SEV sowie dessen Geschichte und Bedeutung oft nicht kennen. «Wer nie erlebt hat, was ein GAV bewirken kann, unterschätzt leicht, wie stark dieser Vertrag unser Arbeitsumfeld sichert. Genau deshalb braucht es uns, den SEV, um immer wieder daran zu erinnern und aktiv dafür zu kämpfen.»
Andy fordert deshalb: «Mehr Sichtbarkeit, mehr Präsenz und mehr Nähe zu den Menschen. Wir müssen mit den Kolleg:innen im Gespräch bleiben, nicht nur dann, wenn es Probleme gibt, sondern regelmässig, ehrlich und vor Ort. Nur so bauen wir Vertrauen auf und können auch die Anliegen der jüngeren Generation gezielt aufnehmen.»
Dazu setzt er auf direkte und kreative Mittel: Aktionen an Standorten, persönliche Gespräche, die zu SEV-Kontakten führen, und Infomaterial, das dort aufliegt, wo die Mitarbeitenden unterwegs sind. «Wir wollen sichtbar sein – nicht nur als Organisation, sondern als engagierte Menschen, die sich füreinander einsetzen.»
Markus Fischer