Railcube BLS: Der Würfel droht zu fallen
Im November 2023 hat BLS Cargo das neue Ressourcen-Planungssystem Railcube eingeführt. Von der Ablösung des in die Jahre gekommenen Planungstools RailOpt versprach die BLS sich und ihren Mitarbeitenden zahlreiche Vorteile. Fehler sollten minimiert und alle Beteiligten mit einer App immer auf den aktuellsten Stand der Planung gebracht werden.
Trotz der zahlreichen Versprechen und einem Projektteam, das seit 2020 am neuen Planungssystem tüftelte, führte die Einführung zu massiven Problemen: Die Schnittstellen funktionierten zuerst nicht richtig, es gab Probleme bei den Zeitabrechnungen, zum Teil wurden falsche Lokomotiven auf die Züge geplant, wodurch mehrere Züge abgestellt werden mussten, Touren wurden völlig durcheinander gezeichnet, es gab Verstösse gegen das Arbeitszeitgesetz (AZG) in der Planung und auch bei den Diensten. Vor- und Nachleistungen können bis heute von diesem System nicht automatisiert abgebildet werden.
Die BLS-Kolleg:innen der Disposition und des Lokpersonals zeigten grosses Verständnis für die Kinderkrankheiten des Systems und bewiesen viel Geduld. Sie leiden aber unter einem massiven Mehraufwand und sind zunehmend verärgert über die stagnierende Vorgehensweise. Die zuständige SEV-Gewerkschaftssekretärin Katrin Leuenberger hat mit der BLS das Gespräch gesucht und sich im September 2024 mit den Verantwortlichen getroffen. Beim konstruktiven Austausch wurde dem SEV versichert, dass bis Februar 2025 die gröbsten Probleme behoben sein werden. «Aus Februar wurde März, dann Juni und nach neuester Information sollten die massiven Probleme nun bis August 2025 behoben sein. Die Geduld der Kolleginnen und Kollegen bei der BLS ist zu Ende», ärgert sich die Gewerkschaftssekretärin. Der Termin im August müsse nun zwingend eingehalten werden.
Für den SEV ist unverständlich, wie ein offensichtlich nicht genügend ausgereiftes Planungstool eingeführt werden konnte. Er kritisiert auch die mangelhafte Kommunikation der BLS gegenüber ihrem Personal.
Mit RailCore steht bereits das nächste grosse IT-Projekt in der BLS an. Dabei handelt es sich um die Ablösung des alten Ressourcenplanungs- und Dispositionssystems in der Bahnproduktion. Den Zuschlag für die Umsetzung hat die Firma IVU erhalten – ein Anbieter, den eine unrühmliche Geschichte mit der BLS verbindet: 2019 musste die BLS ein IT-Projekt mit IVU stoppen und setzte dabei über 20 Millionen Franken in den Sand.
«Wir stehen den neuen Systemen deshalb sehr kritisch gegenüber und begleiten das weitere Vorgehen aufmerksam», bemerkt Katrin Leuenberger abschliessend.
Chantal Fischer