Delegiertenversammlung RPV
«G-enesis», BAR und GAV im Fokus
Etwas mehr als 20 Delegierte des Unterverbands des Rangierpersonals liessen sich am 11. Juni im Novotel in Bern von zwei Referenten aus dem Hause SEV über die Situation bei SBB Cargo und über die Weiterentwicklung der Bereichsspezifischen Arbeitszeitregelungen (BAR) und des GAV SBB/SBB Cargo informieren.

SEV-Gewerkschaftssekretär Philipp Hadorn kritisierte die Abbaupolitik von SBB Cargo als «reaktiv, visionslos und kapitulativ». Die Leitung will wegen der Wirtschaftsflaute bis Ende Jahr rund 100 Vollzeitstellen streichen und acht KV-Terminals schliessen, davon zwei im Tessin, aber z. B. auch in Gossau. «Das ist unsere grösste Sorge zurzeit; für die Betroffenen müssen Lösungen gefunden werden», meldete die RPV-Sektion Thurtal später unter dem Traktandum «Die Sektionen haben das Wort». Hadorn verwies auf die Auflagen im GAV: So sind Mitarbeitenden ab vier Dienstjahren oder Alter 58 zumutbare Ersatzstellen anzubieten. Weitere rund 300 Stellen will die Leitung bis 2030 mit der Reorganisation «G-enesis» streichen und nimmt in Kauf, bis zu 15 % des Transportvolumens an die Strasse zu verlieren, um Eigenwirtschaftlichkeit zu erreichen. Und dies, obwohl das Parlament im März Abgeltungen für Anbieter des Einzelwagenladungsverkehrs gesprochen hat: zwar befristet auf acht Jahre, aber eine Verlängerung ist möglich.
«Auf den Konjunktureinbruch mit massivem Abbau von Fachkräften und Leistungen zu reagieren, ist kurzsichtig», erklärte Hadorn. Denn damit schmälert die Bahn ihre Fähigkeit, am künftigen Verkehrswachstum teilzuhaben, das vom Bund auf bis 40 % in den nächsten 20 Jahren geschätzt wird. «Nur noch kostendeckende Leistungen zu erbringen, entspricht der visionslosen Einstellung einer KMU.» SBB Cargo aber sei eine Staatsbahn, die vom Parlament im März faktisch den Auftrag erhalten hat, mehr Güter zu transportieren – auch weil das Strassennetz überlastet ist und nicht unbegrenzt ausgebaut werden kann, wie das Volksnein zum Autobahnausbau im November gezeigt hat. Hingegen hat das Volk schon mehrfach für den Bahnausbau gestimmt, «die Verlagerung ist letztlich eine Preisfrage», so Hadorn weiter. Trotz der positiven politischen Signale hält die Cargo-Leitung aber bisher «kapitulativ» am Abbau fest und stösst Kunden vor den Kopf, statt mit den vorhandenen Mitteln ein möglichst gutes Angebot anzustreben und für zusätzliche Mittel zu kämpfen.
Zu den laufenden BAR-Verhandlungen bei SBB Personenverkehr (P) sagte SEV-Vizepräsident Patrick Kummer, dass der SEV jeden Zeitdruck ablehnt und dass die vier betroffenen Berufsgruppen einzeln über «ihre» BAR entscheiden werden. Die RPV-Delegierten beschlossen gleichentags, das Verhandlungsresultat den RPV-Mitgliedern, die bei P arbeiten, zur Abstimmung vorzulegen. Kummer stellte auch klar, dass das Video, das die SBB zu den BAR veröffentlicht hat, nur SBB-Vorstellungen widerspiegelt und vom SEV in keiner Weise genehmigt wurde. Unter den Zielen, die der SEV bei den GAV-Verhandlungen voraussichtlich ab August erreichen will, nannte er die Verbesserung der Zulagen und der Mindestlöhne.
Ein Thema war an der DV auch, dass SBB Cargo beim Rangieren nun einen Gehörschutz und einen Nackenschutz vorschreibt. «Nachdem die bisherige Tragempfehlung in eine Tragpflicht umgewandelt wurde, müsste das Unternehmen den Mitarbeitenden die Schutzausrüstung zur Verfügung stellen, statt dass diese von jedem selbst besorgt werden muss», kritisierten Teilnehmende die heutige Situation.
Markus Fischer
Finanzen, Mitgliederentwicklung und Wahlen
Im Jahr 2024 schrieb der Unterverband RPV einen Verlust, den er aus seinem Vermögen aber problemlos begleichen kann. Für 2026 wurde ein Budget verabschiedet, das bei einem mittleren Bestand von 1100 Mitgliedern ein Defizit in ähnlichem Rahmen vorsieht. Vom 1. Januar bis Ende Mai ist die Mitgliederzahl von 1141 auf 1126 gesunken trotz 20 Neumitgliedern, denn 35 Mitglieder wechselten zu anderen Unterverbänden oder verliessen den SEV. Zentralpräsident Danilo Tonina regte an, neue Kolleg:innen im Betrieb rasch auf die Mitgliedschaft anzusprechen, vor allem auch Absolvent:innen der neuen Login-Lehre «Fachmann:frau Bahntransport».
Im GAV-Ausschuss SBB Cargo ist Bruno Schmid (RPV Thurtal) neu Ersatzmitglied, neben den drei bisherigen RPV-Vertretern. In die GAV-Konferenz SBB Cargo gewählt wurde Senthamilrajah Erakirthan, kurz «Raki» (RPV Südostschweiz), womit von zwölf RPV-Sitzen noch drei vakant sind. Raki ist neu auch Ersatzmitglied der GPK RPV, während Peter Zürcher (RPV Thurtal) mit einem Präsent aus der GPK verabschiedet wurde. Im Zentralvorstand RPV wird das Tessin neu von Alessandro di Bello vertreten, der auf Yuri de Biasi folgt. In der Migrationskommission SEV wird Yuri de Biasi durch Luca Braga (RPV Zürich) abgelöst. Für die Frauenkommission SEV wird noch ein RPV-Mitglied gesucht.