Delegiertenversammlung TS
«Manchmal mehr als 15 % Temporäre»
TS-Zentralpräsident Sandro Kälin konnte an der Delegiertenversammlung des Unterverbands (UV) TS über 20 Delegierte begrüssen. Zu den wichtigen Themen, die behandelt wurden, gehörte auch die Frage der Temporärmitarbeitenden im Organisationsbereich des TS, die vorwiegend in den Unterhaltswerkstätten anzutreffen sind.

«Der SEV soll sich für die Förderung von Festanstellungen bei der SBB einsetzen. Die Vereinbarung, die vor einigen Jahren mit einer unternehmensweiten Obergrenze von 5 % für Temporärmitarbeitende unterzeichnet wurde, ist eine schlechte Sache. Temporärarbeit ist prekär, und in unseren Bereichen gibt es manchmal mehr als 15 % temporäre Mitarbeitende», rief Roger Derungs den Delegierten in Erinnerung. Um die SEV-Beitritte für Temporäre zu erleichtern, reicht die Migrationskommission am Kongress 2025 einen Antrag für halbe Mitgliederbeiträge ein. Das Hauptargument: Die Leistungen des SEV seien geringer, da die Temporärangestellten nicht den GAV unterstellt sind. Einige Delegierten plädierten dennoch dafür, Temporäre als SEV-Mitglieder zu gewinnen, da man ihnen andere Leistungen als den GAV anbieten kann, darunter Ausbildungskurse, Reka-Rabatte usw. Langfristig fänden sie eine Unterzeichnung des GAV Personalverleih durch den SEV sogar sinnvoll.
Sandro Kälin erwähnte die fast 200 neuen Mitglieder, was die Mitgliederzahl des UV auf das Niveau von 2020 bringt. Das sind erfreuliche Zahlen für 2024, die 2025 bestätigt werden müssen. Für die kommenden Monaten ist eine Erhöhung der Sichtbarkeit der Gewerkschaft geplant, wozu unter anderem weitere Werbeaktionen durchgeführt werden. Zur Frage, wie man Neumitglieder gewinnen kann, machte ein Delegierter einen konkreten Vorschlag: Der SEV solle sich stärker als Unterstützer der periodischen Prüfungen positionieren. Generell wurde vorgeschlagen, die Aktionen für Lehrlinge und alle Personen in Ausbildung zu verstärken.
Der für die SBB zuständige SEV-Vizepräsident Patrick Kummer erläuterte die gewerkschaftlichen Aktualitäten: «Der 3. September ist ein Aktionstag im Rahmen der ‹Kampagne Stopp der Gewalt im öffentlichen Verkehr›, und der 25. November ist dem 25-jährigen Bestehen der ‹Charta gegen Gewalt› gewidmet. Alle Unternehmen sind betroffen, und wir rufen die Angestellten auf, Aggressionen zu melden und in ihrem Umfeld, auch ausserhalb der eigenen Berufsgruppe, über Gewalt zu sprechen um die Öffentlichkeit für diese Problematik zu sensibilisieren.»
Zu den SBB-Geschäften erwähnte Kummer vor allem die laufenden BAR-Verhandlungen: «Wir haben mit jenen der Division P angefangen. Es sind harte Verhandlungen. Die SBB wollte rasch vorangehen. Doch die Realitäten der einzelnen Berufsgruppen sind derart unterschiedlich, sodass es unmöglich ist, vor dem Sommer abzuschliessen. Jede Berufsgruppe muss sich äussern können. Eine Peko kann die BAR nicht ändern, es sind die Sozialpartner, die verhandeln müssen. Wenn es in der Fläche Diskussionen über die BAR gibt, bin ich dankbar, wenn ihr sie weiterleitet», fügte er hinzu.
Ein weiterer Schwerpunkt waren die erwünschten Verbesserungen des GAV. «Wir möchten unter anderem die Zulagen verbessern. Und anlässlich der Lohnverhandlungen im kommenden Herbst werden wir mehr Geld für das Lohnsystem fordern, da im letzten Jahr zu wenig eingeschossen wurde, um Lohnerhöhungen gemäss der Steuerungslinie zu garantieren», erläuterte Patrick Kummer. Ein Teil der Delegierten wünscht sich, dass im Rahmen der Lohnverhandlungen auch Mitarbeitende mit Lohngarantie etwas erhalten sollen. Weiter ging Patrick Kummer auf die Situation bei SBB Cargo ein, wo ein Stellenabbau angekündigt ist. «Die Cargo-Leitung strebt Rentabilität an, obwohl dies angesichts des Verlagerungsziels von der Strasse auf die Schiene unmöglich ist. Es sind die 15 Grosskunden von Cargo, die die Zukunft der Unternehmung bestimmen, die 300 anderen Kunden sind vernachlässigbar». Ein Tessiner Delegierter meint dazu : «Drittkunden, für die wir arbeiten, sind sauer auf Cargo! Man hat den Eindruck, dass Cargo sich nur um den Unterhalt der eigenen Fahrzeuge kümmern will. Man merkt auch keinen politischen Willen, den Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern, obwohl dies der Volkswille ist».
Bezüglich Arbeitsbedingungen wurde ein Antrag des TS Ostschweiz angenommen, der verlangt, dass der SEV die Bekämpfung der Auslagerung von Wartung und Unterhaltsleistungen zu einer gewerkschaftpolitischen Priorität erklärt.
Wahlen und Finanzen
Roger Derungs wird nach langjährigem Engagement sein Amt als Medienvertreter und Delegierter in der Sektion Bahn der ETF ab 2026 niederlegen. An seine Stelle tritt Tino Rogowski für den Medienteil und Daniel Huber für die ETF. Die Zentralkommission setzt sich somit aus Sandro Kälin, Maurizio Sulmoni, Sylvian Sahli, Tino Rogowski und Daniel Huber zusammen. Weiter wurde Tidjane Mbodji in die Migrationskommission gewählt. Zudem sucht der UV eine:n Jugendliche:n, der Adrien Bardet in der SEV-Jugendkommission ersetzen kann. Für die GAV-Konferenz SBB wurden David Hochstrasser und Walter Pizzolante als Delegierte, Luc Jeanmonod und Ralph Hofer als Stellvertreter gewählt. Andreas Petz wird den UV in der GAV-Konferenz SBB Cargo vertreten; zwei Ersatzdelegierte fehlen bislang. Und Hans-Peter Blank wurde als Cargo-Delegierter in die GAV-Kommission gewählt.
Bei den Finanzen kann TS 2024 einen Gewinn von 2800 CHF verzeichnen, obwohl das Budget ein Defizit von 29 000 CHF prognostiziert. Dies ist auf gute Anlageresultate zurückzuführen. Das Vermögen des UV ist nach wie vor gut, auch wenn es in den letzten Jahren rückläufig war. Nach der Budgetdiskussion wurden einige Sparmassnahmen beschlossen, vorab bei den Übersetzungen für die Zentralkommissionssitzungen. Die Mitgliederbeiträge bleiben unverändert.
Vivian Bologna