Die Zukunft gehört dem öffentlichen Verkehr

Positionspapier Verkehrspolitik (2025)

Öffentlicher und kollektiver Verkehr sind Teil der Klimawende!

Die Schweiz will bis 2050 klimaneutral sein. Öffentlicher und kollektiver Verkehr sind entscheidende Bausteine, um dieses Ziel zu erreichen, insbesondere der Schienenverkehr. Wir brauchen eine Verkehrswende, von der Strasse auf die Schiene, vom Individual- zum Kollektivverkehr!

Mobilität für alle: Soziale und ökologische Verkehrswende

Mobilität für alle Menschen zu gewährleisten, ist eine sozialpolitische Aufgabe. Dies setzt Bezahlbarkeit, Erreichbarkeit, Zuverlässigkeit und Barrierefreiheit von Mobilität voraus. Mobilität für alle kann nur als öffentlich organisiertes und finanziertes sowie demokratisch kontrolliertes Grundangebot verwirklicht werden. Eine ökologische und soziale Verkehrswende ist nötig.

Verlagerungsziel und Fördermittel

Der SEV fordert, dass das CO₂-Gesetz konsequent umgesetzt wird. Die Fördermittel für alternative Antriebssysteme, grenzüberschreitenden Personenschienenverkehr und CO₂-neutralen Luftverkehr bis 2050 sind sicherzustellen. Der Anteil des öffentlichen Personenverkehrs am Modalsplit soll auf 50% gesteigert, der Anteil des Schienengüterverkehrs verdoppelt werden.

Infrastrukturausbau: Mehr Kapazitäten

Damit die Verkehrswende gelingt, müssen die vorhandenen Kapazitäten besser ausgenutzt und weiter ausgebaut werden, so dass der öV die zusätzlichen Fahrgäste aufnehmen kann. Dazu bedarf es aus Sicht des SEV technischer, baulicher und gesetzlicher Massnahmen. Kürzungen bei BIF und NAF sind kurzsichtig, weil sie der dringend nötigen Verkehrswende schaden.

Öffentlicher und kollektiver Verkehr ist Service public

Der SEV bekennt sich zum Service public. Dies tun wir generell in allen Fragen der Grundversorgung. Diese sind privatwirtschaftlich nicht sinnvoll organisierbar. Personen- und Güterverkehr müssen als öffentlicher und/oder kollektiver Verkehr eine flächendeckende, zuverlässige und leistungsfähige Grundversorgung von hoher Qualität bereitstellen.

Kooperation statt Wettbewerb

Das bestehende öV-System muss gestärkt und abgesichert werden. Nicht-privatisierter Personenfernverkehr, Einheitskonzession, gemeinwohlorientierte und nachhaltige Finanzierung, integrierte Bahn, Systemführerschaft und Kooperation müssen die tragenden Elemente bleiben.

Direktvergabe statt Ausschreibungen

Der SEV lehnt regelmässige Ausschreibungen im bestellten Verkehrsangebot ab. Nicht allein Überlegungen zur Wirtschaftlichkeit dürfen das Verkehrsangebot bestimmen, sondern der gesellschaftliche Anspruch, Mobilität für alle Menschen zu schaffen. Daher sollen Verkehrsangebote generell direkt an Transportunternehmen mit gesamtarbeitsvertraglich geregelten Arbeitsbedingungen vergeben werden. Auslagerungen an Subunternehmen sollen unterbunden werden, da dort häufig die Gefahr von Lohn- und Sozialdumping besteht.

Güterverkehr ist Service public

Eine angemessene, flächendeckende Grundversorgung mit Schienengüterverkehr ist wichtig. Die Verlagerungspolitik soll fortgesetzt und auf den Nichttransitverkehr ausgedehnt werden. Insbesondere soll der Einzelwagenladungsverkehr subventioniert und als Service public organisiert werden,

Nachhaltige Finanzierung

Nur mit nachhaltiger Finanzierung ist ein leistungsfähiger Service public möglich. Der SEV setzt sich für die solide Finanzierung von Betrieb und Infrastruktur des öffentlichen und kollektiven Verkehrs ein. Einsparungen und Leistungsabbau lehnt der SEV ab, insbesondere im regionalen Personenverkehr, da dies zu Verschlechterungen bei Angebot, Qualität und den Arbeitsbedingungen der Beschäftigten führt. Der SEV wehrt sich gegen politische Vorgaben zur Effizienzsteigerung.

Gratis-öV ist teuer

Der SEV hat aus finanzpolitischen Überlegungen Vorbehalte gegen generellen Gratis-öV. Die Finanzierung des öV muss gesichert sein. Wenn der öV für die Fahrgäste kostenlos sein soll, müssen die wegfallenden Einnahmen durch zweckgebundene Finanzierung ersetzt werden. Die Finanzierung durch Angebotsabbau und Einsparungen beim Personal lehnt der SEV ab. Die Schweiz braucht eine erfolgreiche Klimapolitik, ein gutes Angebot und attraktive Arbeitsbedingungen.

Guter öV erfordert attraktive Arbeitsbedingungen

Verkehrspolitik muss auch Arbeitsbedingungen und Dienstleistungsqualität berücksichtigen. Der SEV ist überzeugt, dass attraktive Arbeitsbedingungen dem Personalmangel entgegenwirken und fordert, dass bei der Vergabe von Verkehrsangeboten die Qualität der Arbeitsbedingungen berücksichtigt wird und die Politik Anreize schafft, die Arbeitsbedingungen attraktiv zu gestalten.

Gleichstellung

Der SEV setzt sich insbesondere dafür ein, die Arbeitsbedingungen und Rechte von Frauen zu verbessern. Zentrale Themen sind Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz, Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sowie die Bekämpfung sexualisierter Gewalt und Diskriminierung. Mit konkreten Massnahmen auf politischer und betrieblicher Ebene arbeitet der SEV daran, den Anteil der Mitarbeiterinnen in allen Branchen, Berufen und Positionen des öV zu erhöhen. Gemeinsam mit den Transportunternehmen sollen verbindliche Ziele und Massnahmen festgelegen, um eine effektive Gleichstellungspolitik zu etablieren.

24-Stunden-öV bedingt Schutz des Personals

24-Stunden-öV ist in der Schweiz bereits Realität. Für den SEV sind dazu Massnahmen zur Verbesserung der Sicherheit, zum Schutz der Gesundheit und der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben für das betroffene Personal Bedingung.

Europa

Der SEV befürwortet den Ausbau von grenzüberschreitenden Verbindungen, aber nicht zu Lasten des Personals. Grenzüberschreitende Verbindungen sollen möglichst in Kooperation mit den Schweizer Transportunternehmen erbracht werden. Das Personal braucht Schutz durch GAV.

Bilaterale Verhandlungen

Der SEV unterstützt den bilateralen Weg. Gute, stabile, freundschaftliche Beziehungen mit der EU sind wichtig, auch im Eisenbahnverkehr.

Eine uneingeschränkte Marktöffnung und Liberalisierung im grenzüberschreitenden Personenverkehr lehnt der SEV ab. Die Arbeitsbedingungen und das öV-System müssen geschützt werden, Lohn- und Sozialdumping darf es nicht geben.

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