Hanny Weissmüller antwortet
Neues Einsatzkonzept Zugführung: Damit wird der Beruf unattraktiver
Das Einsatzkonzept 2.0, das die SBB im Sommer präsentiert hat, löst beim Lokpersonal viel Kopfschütteln aus. Warum steht der LPV dem Konzept kritisch gegenüber?

Aus Sicht des Lokpersonals führt das Konzept nicht zur gewünschten Produktivitätssteigerung, sondern zur Verschlechterung der Arbeitsbedingungen.
Obwohl das Optimierungstool Phoenix in Kombination mit Sopre theoretisch effizientere Touren ermöglichen soll, fehlen nachvollziehbare, reale Beispiele, die die versprochenen Produktivitätsgewinne belegen. Der LPV bemängelt, dass die SBB bislang nur Hypothesen präsentiert, ohne konkrete Nachweise.
Die neue Planungslogik führt zu stark fragmentierten Leistungen, häufigeren Schnittstellen und wiederholten Fahrten auf denselben Strecken und Fahrzeugtypen. Das fördert Monotonie, senkt die Motivation und gefährdet langfristig die Fachkompetenz des Lokpersonals.
Die Anwendung der neuen Logik ist nicht überall gleich möglich, was zu Ungleichbehandlung zwischen Standorten führt. Das erzeugt Neid, Wechselwünsche und erhöht den Missmut in weniger attraktiven Depots.
Weniger Routine und wachsender Kompetenzverlust können die Fehleranfälligkeit erhöhen. Gleichzeitig sinkt die Attraktivität des Berufs, was sich negativ auf Fluktuation und Ausbildungsinteresse auswirkt.
Solange zentrale Punkte ungeklärt bleiben und die geforderten Nachweise ausstehen, bewerten wir das Einsatzkonzept 2.0 kritisch. Effizienzversprechen ohne Evidenz gefährden Planstabilität und Arbeitsbedingungen. Wir erwarten bis zur Projektinfositzung im Oktober substanzielle Inhalte – und bis dahin eine echte Einbindung derjenigen, die das Konzept tragen sollen: das Personal.
Hanny Weissmüller ist Präsidentin des Lokpersonalverbands LPV
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Kommentare
Nazal 09/10/2025 16:12:25
Et quid des négociations ?? Qu'avez vous obtenu ?!