Kongressrückblick 2025
«Eine laute und starke Gewerkschaft»

Der 82. Kongress de SEV ist Geschichte. Rund 400 Delegierte und Gäste machten deutlich: Der SEV ist bereit, sich den Herausforderungen der nächsten Jahre kämpferisch zu stellen. Die Delegierten wählten die zentralen Gremien und fassten wichtige strategische Entscheidungen.
«Die Rechthaberei zerstört die Kommunikation. Die Lüge verhindert die Denk- und Erkenntnisfähigkeit. Verständnis und Liebe helfen und bauen auf.» Mit diesen Worten eröffnet Danilo Tonina den 82. SEV-Kongress. Trotz einigen kontroversen Diskussionen bleiben die Kongressteilnehmerinnen und -teilnehmer einander gegenüber immer fair. Der 12. und 13. Juni 2025 sind zwei heisse Tage in Bern: Sommerliche Hitze draussen, spannende und zuweilen hitzige Diskussionen drinnen im Kursaal. Zum letzten Mal führen Vorstandspräsident Danilo Tonina und Vorstandsvizepräsident Peter Käppler souverän durch den kurzweiligen Kongress.
«Ihr ermöglicht das Reisen, das den Horizont erweitert. Ihr verbindet die Menschen – in der Schweiz, aber auch über Grenzen hinweg. Ihr ermöglicht Mobilität höchster Qualität, um die uns die Welt beneidet – für Menschen und für Güter», sagt SEV-Präsident Matthias Hartwich in seiner Rede und betont, wie wichtig der Einsatz der Gewerkschaft für gute Arbeitsbedingungen ist, damit das so bleibt.
Wahlen 2025
René Schnegg wird zum neuen Vorstandspräsidenten, Hanny Weissmüller zur neuen Vorstandsvizepräsidentin gewählt. «Man muss den Mitgliedern zuhören.» Das sei der Leitgedanke, an den er sich in den nächsten vier Jahren halten wolle, sagt René Schnegg in seiner Dankesrede und ergänzt: «Es ist wichtiger, Brücken zu bauen, als Mauern zu errichten.»
Auch bei den Wahlen der Geschäftsleitung halten sich die Delegierten an die Empfehlungen des Vorstands. Matthias Hartwich wird wieder zum Präsidenten gewählt und Aroldo Cambi, dienstältestes Geschäftsleitungsmitglied, bleibt Finanzverwalter des SEV. «Ich arbeite mit Herzblut im SEV und freue mich, das weiter zu tun», sagt Aroldo Cambi und erzählt, wie ihn im Moment der Kampf für anständige Pensionskassen bewegt. Patrick Kummer ist bereits seit fast zwei Jahren im Amt als Vizepräsident. Er wird jetzt auch offiziell vom Kongress gewählt. Er ist zuständig für das Dossier SBB und lobt den Berufsstolz, den die Kolleginnen und Kollegen in den Verkehrsunternehmen haben. Das motiviere ihn. Zentral sei die Zusammenarbeit der Miliz mit dem Zentralsekretariat und den Regionalsekretariaten: «Nur gemeinsam werden wir erfolgreiche Lösungen haben. Gemeinsam können wir sichern, was wir sichern wollen. Und gemeinsam können wir verbessern, was wir verbessern wollen.»
Für das Dossier KTU werden neu zwei Personen zuständig sein. Gewählt als Vizepräsidentin wird Barbara Keller: «Es sind die Menschen, nicht die Maschinen, die unsere Mobilität ermöglichen. Leider sind die Arbeitsbedingungen dieser Menschen unter Druck. Deshalb braucht es eine laute und starke Gewerkschaft.» Pablo Guarino wird mit ihr das Amt teilen. Auch er wird deutlich gewählt. Er verspricht, sich in Verhandlungen immer an die Bedürfnisse der Miliz zu halten: «Ich werde nie vergessen, dass beim SEV die Basis entscheidet.»
Die Delegierten wählen auch die Geschäftsprüfungskommission: Urs Frank, Richard Schlegel, René Läubli und Diana Oertig werden wieder gewählt. Neu gewählt wird Reto Brehm, der Bruno Senn ersetzt. Ersatzmitglieder werden neu Philippe Schibli und Ilir Xhelili.
Die Jugendkommission fordert mehr Vertretungen von Jugendlichen in den Vorständen der Unterverbände. Sie schleppt einen schweren Stein durch den Raum und verschenkt den Anwesenden Energy-Drinks. ETF-Generalsekretärin Livia Spera und SGB-Präsident Pierre-Yves Maillard richten Grussworte an die Mitglieder des SEV und sprechen ihre Solidarität aus.
Die Verlagerung bleibt Ziel
Bundesrat Albert Rösti besucht den Kongress am Nachmittag des ersten Tages. Er bekennt sich zur Verlagerungspolitik von der Strasse auf die Schiene und betont, dass Sparmassnahmen nicht auf Kosten des Personals passieren dürfen. Lautstark inszenieren SBB-Cargo-Mitarbeiter eine Beerdigung und protestieren gegen die Abbaupolitik beim Güterverkehr. Am Podium zur Verkehrspolitik wünschen sich die hochkarätigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer mehr Klarheit bei der Verkehrspolitik der Zukunft.
Der erste Kongresstag endet mit einer Aktion gegen Übergriffe im öffentlichen Verkehr. Die Kongressteilnehmerinnen und -teilnehmer posieren neben dem Kursaal mit einem grossen Transparent und der Aufschrift: «Stopp Gewalt! Mehr Respekt für das Personal.» Der zweite Kongresstag beginnt denn auch mit einem Podium zu genau diesem Thema. Am Podium ist man sich einig: Es braucht dringend Massnahmen für mehr Sicherheit für das Personal im öV.
Die Delegierten verabschieden die Positionspapiere, welche die Strategie des SEV in den nächsten vier Jahren vorgeben, und befinden über verschiedene Anträge, gemäss Empfehlungen des Vorstands. Am Schluss des Kongresses beschliesst die Mehrheit, einen Appell des VPT an den Bundesrat zum Schutz der Zivilbevölkerung in Gaza zu unterstützen.
Michael Spahr
Vorstand
Kurz vor dem Kongress, am 6. Juni, fand die Sitzung des Vorstands statt. Das scheidende Vorstandspräsidium, Danilo Tonina und Peter Käppler, verabschiedete sich. SEV-Präsident Matthias Hartwich würdigte die beiden und dankte ihnen für die gute Zusammenarbeit.
Die Vorstandssitzung wurde genutzt, um letzte Vorbereitungen für den Kongress zu treffen. Gewerkschaftssekretärin Sibylle Lustenberger lieferte einen Zwischenbericht über das europäische Gleichstellungsprojekt «Women in Rail».