Mehr Respekt für das Personal
Erfolgreicher Aktionstag gegen Gewalt

Am 3. September 2025 hat der SEV den ersten Aktionstag «Stopp Gewalt. Mehr Respekt für das Personal» durchgeführt. Übergriffe auf das Personal im öffentlichen Verkehr haben zugenommen. Es braucht dringend mehr Schutz, mehr Respekt und den politischen Willen, in Sicherheit zu investieren. In verschiedenen Schweizer Städten hat der SEV gemeinsam mit dem öV-Personal klar gemacht: Gewalt darf nicht toleriert werden.
Beschimpfungen, Drohungen und körperliche Angriffe gegenüber dem öV-Personal sind zwar seit 2007 Offizialdelikte und werden von Amtes wegen verfolgt. Doch seit der Covidpandemie haben sowohl die Gewerkschaften als auch die Unternehmen im öffentlichen Verkehr eine Zunahme von Übergriffen registriert. «Mitarbeitende der Verkehrsunternehmen erzählen uns, dass sie seit der Durchsetzung der Maskenpflicht und anderer Corona-Massnahmen einen anhaltenden Anstieg von Übergriffen durch Reisende erleben. Respektloses Verhalten gegenüber dem Personal scheint normal geworden zu sein», sagt Matthias Hartwich, Präsident des SEV. Die SBB meldet rund 10 Übergriffe pro Tag. Täglich werden fast zwei Übergriffe im öV oder an Bahnhöfen und Haltestellen von Amtes wegen angezeigt. Gemäss Zahlen des Bundesamts für Statistik sind diese Zahlen während der Covidpandemie gestiegen und auf einem hohen Niveau geblieben.
Aus diesem Grund war der SEV am 3. September in mehreren Schweizer Bahnhöfen präsent. In Bern und Thun verteilte er Flyer an Pendlerinnen und Pendler und besuchte die Aufenthaltsräume des Personals der SBB, BLS und RBS. In St. Gallen markierte er Präsenz mit mehreren Ständen, wo zu verschiedenen Aspekten der Gewalt-Thematik Informationen verteilt wurden. Die Aktionen stiessen auf grosses Interesse. SEV-Mitglieder führten interessante Gespräche mit Reisenden und Medien. Auch in der Romandie und im Tessin war der SEV in mehreren Städten unterwegs.

Armbänder und Buttons
Ebenfalls verteilt hat der SEV Armbänder und Buttons mit der Aufschrift «Stopp Gewalt. Mehr Respekt für das Personal», die nun vor allem vom öV-Personal getragen werden. Mit dieser Aktion will der SEV mithelfen, die Reisenden zu sensibilisieren. Viele Reisende wissen nicht, dass Übergriffe auf das Personal ein Offizialdelikt sind, also von Amtes wegen verfolgt werden.
Der SEV ruft alle Reisenden dazu auf, Übergriffe sofort zu melden, betroffene Mitarbeitende zu unterstützen und nicht wegzusehen. SEV-Vizepräsident Patrick Kummer sagt dazu: «Wer den Bus oder die Bahn nutzt, muss wissen: Hinter jeder Uniform steht ein Mensch. Respekt ist nicht optional, sondern Pflicht. Gewalt – ob verbal oder physisch – hat im öffentlichen Verkehr keinen Platz. Übergriffe hinterlassen bleibende Schäden bei den Menschen, die täglich – auch unter Stress – dafür sorgen, dass unser öV-System funktioniert.»

Forderungen an Unternehmen, Politik und Behörden
Auch die Unternehmen sind gefordert. Sie sollen Übergriffe konsequent der Polizei melden. Das Personal muss im Umgang mit aggressiven Situationen geschult werden. Betroffene von Übergriffen benötigen verbindliche Nachbetreuung und psychologische Unterstützung. Ausserdem sollen Unternehmen im öffentlichen Verkehr dafür sorgen, dass genügend Personal da ist, um für Sicherheit zu sorgen. «Wir fordern schon lange eine konsequente Doppelbegleitung auf problematischen Zügen und zusätzliches Personal bei der Transportpolizei», sagt Patrick Kummer.
Von Bund, Kantonen und Gemeinden fordert der SEV, die Unternehmen im öffentlichen Verkehr zu unterstützen und die Öffentlichkeit zu sensibilisieren. «Sparmassnahmen im öffentlichen Verkehr sind der falsche Weg – wer an der Sicherheit des Personals oder auch der Kundinnen und Kunden spart, wird das am Ende teuer bezahlen. Sicherheit ist nicht verhandelbar», sagt Matthias Hartwich. Die Politik soll sich für eine gut funktionierende Opferhilfe und für Sensibilisierungskampagnen einsetzen. Die Kantone sind besonders gefordert, dafür zu sorgen, dass die Polizei ihre Verantwortung wahrnimmt und den öV schützt.
Gemeinsam mit dem Verband öffentlicher Verkehr (VöV) hat der SEV einen Brief an die 26 kantonalen Staatsanwaltschaften geschickt. In diesem Brief fordern sie die Strafverfolgungsbehörden auf, Gewalt und Drohungen gegen das öV-Personal konsequent zu verfolgen. Im Moment wird diese Praxis in Kantonen sehr unterschiedlich gehandhabt.