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Sibylle Lustenberger antwortet

Women in Rail: Es gibt noch viel zu tun

2021 haben die europäischen Sozialpartner im Bahnsektor das «Women in Rail»-Abkommen unterzeichnet. Frauen sollen in Bahnunternehmungen mit konkreten Massnahmen gefördert werden. Nun ist die Umsetzungsphase des Abkommens abgeschlossen. Wie sieht die Situation aktuell aus?

Der «Women in Rail»-Report 2025, der von den Gewerkschaften und den Bahnunternehmungen Anfang September gemeinsam vorgestellt wurde, zeigt, wo Fortschritte erzielt wurden und wo weiterhin Handlungsbedarf besteht.

Fortschritte zeigen sich in allen acht Handlungsfeldern, die 2021 definiert wurden. Frauen stellen inzwischen 23 % der Beschäftigten (2018: 21 %), bei Neueinstellungen sind es sogar 25 %. Über 90 % der Unternehmen haben das verbindliche Abkommen von 2021 umgesetzt, 80 % verfügen über Gleichstellungspolitiken, 93 % fördern Work-Life-Balance, 82 % stellen genderspezifische Schutzausrüstung bereit und 89 % haben vertrauliche Meldestellen für Vorfälle der sexuellen Belästigung eingerichtet.

Doch der Weg zu mehr Gleichstellung und zu mehr attraktiven Jobs für Frauen im Bahnsektor bleibt immer noch steinig. Frauen sind in technischen Berufen wie beim Lokpersonal (5 %) weiterhin unterrepräsentiert. Ausserdem werden Gewerkschaften nur wenig in die Entwicklung von Massnahmen einbezogen. So erstaunt es nicht, dass die Massnahmen der Unternehmen in der Fläche oftmals unsichtbar bleiben und vom Personal nicht wahrgenommen werden.

Trotzdem ist meine Bilanz positiv. Durch das «Women in Rail»-Abkommen ist das Thema Gleichstellung und Frauenförderung in den Unternehmen und Gewerkschaften präsenter geworden. Massnahmen haben Legitimation gewonnen. Auch die Austauschplattform, die wir hier in der Schweiz zwischen SEV, SBB und BLS geschaffen haben, ist wichtig. Wir arbeiten in diesem Bereich sehr gut zusammen und verfolgen als Sozialpartnerinnen das gleiche Ziel. Dank dem internationalen Report haben wir Vergleichszahlen. Wir sehen, wo wir im europäischen Vergleich gut abschneiden und wo noch Luft nach oben ist. Fazit: Wir sind auf gutem Weg, aber es gibt noch viel zu tun.

Sibylle Lustenberger ist Gleichstellungs- und Bildungsbeauftragte des SEV. Hast du Fragen? Schreib uns an .