Schifffahrt Luganersee
Gewerkschaften kritisieren Unregelmässigkeiten

Am 2. Juni traf sich das Personal der Società Navigazione del Lago di Lugano (SNL, Schifffahrtsgesellschaft auf dem Luganersee) mit den Gewerkschaften SEV, Unia und OCST, um lautstark Missstände anzuprangern: Die Pensionskasse wird seit dem Austritt aus der Symova 2021 von der unternehmensnahen Copernicus Wealth Management verwaltet. Bei einem Deckungsgrad von einst 111,97 % fielen die Erträge seither um 13 % unter den Symova-Durchschnitt, die Verwaltungskosten sind gar fünffach höher! Präsident Ferrazzini, der interessanterweise gleichzeitig bei Copernicus sitzt, hat hier scheinbar seine eigenen Interessen durchgesetzt.
Gewerkschaften werden übergangen
Noch gravierender: Die Direktion hat die langjährigen Gewerkschaften kaltgestellt und der zuarbeitenden APLT (Verband des See- und Landverkehrspersonals) einen Alleingang bei der Wahl des Arbeitnehmervertreters in der Pensionskassen-Kommission zugestanden. SEV, Unia und OCST sehen darin einen perfiden Versuch, unbequeme Kritik im Keim zu ersticken und ein «Stimmungskartell» mit betriebsnahen Funktionären zu etablieren.
Auch in Sachen Gesamtarbeitsvertrag verlangt der SEV endlich Respekt von der SNL: Mitarbeitende, die zwar in Lugano angestellt, aber überwiegend in Locarno eingesetzt sind, müssen dem GAV Locarno unterstellt werden. Nur so können zwingende Ruhe- und Pausenzeiten eingehalten und die Gesundheit der Kolleginnen und Kollegen geschützt werden.
Verstösse gegen AZG
Überdies verstösst die Ferienplanung fortlaufend gegen die Verordnung zum Arbeitszeitgesetz: Die Urlaubstermine müssen drei Monate vor Beginn, spätestens bis Ende Jahr, bekannt gegeben werden. Trotz wiederholter Interventionen des SEV und einer Intervention durch das Bundesamt für Verkehr im Jahr 2022 ist nichts passiert.
Der SEV betont, dass es nicht sein Ziel ist, das Unternehmen zu desavouieren, sondern es dazu zu bewegen, die Mindestvorschriften einzuhalten, die für alle Unternehmen der Branche gelten. Eine grössere Klarheit in der Unternehmensführung und bei der Einhaltung der Vorschriften würde der SNL sicherlich zu einem besseren Image verhelfen, sowohl intern als auch extern. Der SEV bleibt wachsam, trotz eines Klimas der Angst und Unsicherheit, das von der Geschäftsleitung geschaffen wird und deren Versuch, Versammlungen zu verhindern und die historischen Gewerkschaften zu diskreditieren.
Veronica Galster