Langzeitstudie «Trapheac» liefert erste Resultate zur Gesundheit des Buspersonals
Schon 2010 und 2018 hat der SEV Umfragen zur Gesundheit des Buspersonals durchgeführt. 2022 folgte eine gewerkschaftsübergreifende Umfrage durch Forschende von Unisanté und Universität Lausanne. Seit 2024 läuft nun die Kohortenstudie «Trapheac», um die Entwicklung der berufsbedingten Gesundheitsrisiken für Busfahrende in der Schweiz genauer zu analysieren. Jetzt liegen erste Resultate vor.

Trapheac ist ein nationales Forschungsprojekt zu den Zusammenhängen zwischen den Arbeitsbedingungen und der Gesundheit von Busfahrer:innen. Das Projekt wird von Unisanté und der Universität Lausanne gestützt auf ein grosses Partnernetz* durchgeführt. Wissenschaftliche Unabhängigkeit und absoluter Datenschutz für die Umfrageteilnehmenden sind garantiert. Trapheac ist ein englisches Akronym für Transport Personnel Health Cohort Study, bedeutet also zu deutsch Kohortenstudie zur Gesundheit des Verkehrspersonals.
Es handelt sich um eine sogenannte Langzeitstudie, die über mehrere Jahre eine grosse Zahl von Busfahrer:innen beobachtet. Nach einer ersten generellen Bestandesaufnahme gibt es jährlich eine Nachbefragung. Ziel ist nicht nur, den Einfluss verschiedener Berufsfaktoren auf Gesundheit und Arbeitsbedingungen zu erfassen, sondern auch deren Entwicklung über einen Zeitraum hinweg zu verfolgen, was mit einer punktuellen Befragung nicht möglich ist.
Nun liegen erste Resultate vor. Sie beruhen auf über 600 Antworten, die vor einem Jahr mit dem ersten Fragebogen von Trapheac erfasst worden sind.
Ergonomische Belastungen

Bezüglich der Ergonomie der Chauffeurplätze zeigen sich Verbesserungen gegenüber den 80er-Jahren, die auf technische Fortschritte und verschiedene eingeführte Normen zurückzuführen sind. Allerdings stagniert dieser Trend seit rund 10 Jahren, und die Belastungswerte pendeln bei 60 von 100 Punkten (100 = bestmögliche Ergonomie).
Die Lärmbelastung hingegen hat in den letzten 20 Jahren stark abgenommen. Heute fahren keine Busse mehr, die den vorgeschriebenen Schwellenwert von 85 dB(A) überschreiten.
Arbeitsorganisation
Einsatzbedingte Belastungen, womit vorab Dienstschichten von über 10 Stunden, Wochenendarbeit und der eingeschränkte Zugang zu Toiletten gemeint sind, kommen nach wie vor häufig vor. Nur gerade 30 % der im Jahr 2024 Befragten gaben an, keine Dienstschichten über 10 Stunden zu haben. Mehr als 20 % arbeiten zweimal pro Woche über 10 Stunden. Beinahe 70 % haben in den vier Wochen vor der Befragung an einem ganzen Wochenende gearbeitet.
Aggressionen
Die Kontakte mit Passagieren und anderen Verkehrsteilnehmenden sind ein wesentlicher Stressfaktor. Über 40 % der Befragten gaben an, täglich mindestens einmal Angst vor einem Unfall oder einer Aggression zu haben.
Physische Gesundheit
Sind Belastungen zu stark und zu langanhaltend, kann von gesundheitlichen Beeinträchtigungen ausgegangen werden. Die häufigsten Krankheiten der Busfahrenden sind die folgenden: 1. Allergien wie Heuschnupfen (21 % der Befragten), 2. Bluthochdruck (20 %), 3. Reflux und Magenübersäuerung (19%), 4. Diskushernie (19 %), 5. Arthritis (15 %), 6. Innenohrbeschwerden (14 %).
Wie in den vorangegangenen Umfragen zeigte sich erneut, dass Busfahrer:innen besonders an Muskel-Skelett-Beschwerden leiden. Auch wenn diese an verschiedenen Orten im Körper auftreten, konzentrieren sie sich doch im Rücken-, Schulter- und Halsbereich (siehe Grafik).
Mentale Gesundheit
Ein Drittel der Antwortenden erfahren starken Stress im Zusammenhang mit der Arbeit. Stress hat bekanntlich einen stark negativen Einfluss auf die Schlafqualität. Die Hälfte der Befragten leiden an Schlafstörungen, insbesondere Schlaflosigkeit. Dies verunmöglicht eine gute Erholung und kann weitere physische und mentale Beeinträchtigungen nach sich ziehen.
Gemäss der neuen Studie sind 15 % der Befragten einem erhöhten und 20 % einem mässigen Burnout-Risiko ausgesetzt. Die vertiefte Analyse zeigt, dass dieses Risiko pro zusätzliche Dienstschicht über 10 Stunden pro Woche um 4% ansteigt. Und es verdoppelt sich, wenn beruflicher Stress und ein Ungleichgewicht zwischen Anstrengung und Anerkennung dazukommt. Trotzdem sind die Busfahrer:innen im Ganzen gesehen zufrieden mit ihrer Lebensqualität (65 %) und ihrer Gesundheit (65 %).
Dies sind nur ein paar Resultate der Studie. Doch sie liefern bereits einige Erkenntnisse, welchen Belastungen Busfahrer:innen im Arbeitsalltag ausgesetzt sind und mit welchen Massnahmen diese reduziert werden können. Und es ist erst ein Anfang. Nehmt also an der Studie teil und erfahrt mehr unter www.trapheac.ch/de/mitmachen !
Irina Guseva-Canu und Florent Blanc, Unisanté
* Partner sind die Gewerkschaften SEV, VPOD, Syndicom, der Verband öffentlicher Verkehr und die Bundesämter für Umwelt, Verkehr, Statistik und Gesundheit.