Auf den Spuren von ...
Lukas Neumaier, Polizist bei der Transportpolizei

Nach der Lehre als Maschinenzeichner merkte Lukas Neumaier im Militär, dass ihm eine Arbeit draussen mit Menschen und physischen Herausforderungen besser liegt als Büroarbeit. So kam er zur Polizei, später zur Transportpolizei und zum SEV.
Vor über 20 Jahren wurde Lukas Neumaier (44) von einem Kollegen ermutigt, sich bei der Stadtpolizei Zürich zu bewerben. Er schaffte die Aufnahmetests und die Ausbildung und arbeitete viele Jahre in verschiedenen Abteilungen der Stadtpolizei Zürich, zuletzt im Konsulatsschutz. Weil dort Entwicklungsmöglichkeiten fehlten und um den Arbeitsweg zu verkürzen, wechselte er im März 2022 zur Transportpolizei (TPO) in Olten. Die frühere Bahnpolizei war 2002 in die Securitrans AG – eine Tochter von SBB und Securitas – ausgelagert worden, wurde aber 2009 wieder in die SBB (Personenverkehr) integriert.
Der TPO-Stützpunkt Olten deckt die fünf Bahnstrecken bis zu den Bahnhöfen Basel, Zürich HB, Luzern, Bern und Biel ab. Seine Polizist:innen unterstützen Kundenbegleiter:innen in Regional- und S-Bahnzügen bei Stichkontrollen oder im Fernverkehr bei Problemen mit Reisenden. Sie patrouillieren durch «schwierige Züge» (z. B. frühmorgens an Wochenenden), kontrollieren Bahnhöfe und intervenieren im Gleisbereich in Absprache mit SBB Intervention. Sie stehen stets in Kontakt mit der Zentrale, die die Einsätze mit anderen Stützpunkten, SBB-Stellen, der SBB-Tochter für Objektschutz «Transsicura», Polizeikorps von Kantonen und Gemeinden und dem Bundesamt für Zoll und Grenzschutz koordiniert. Eine Spezialaufgabe der TPO Olten ist es, Fans des FC Aarau in Regelzügen (weil sie keinen Extrazug füllen) zu begleiten und von anderen Reisenden zu trennen. Lukas Neumaier fungiert dabei manchmal als Einsatzleiter, ebenso beim Ordnungsdienst.
Mit aggressiven Personen hat er fast täglich zu tun. Wie geht er damit um? «Verbale Angriffe lassen mich kalt, aber physische zeige ich immer an.» Denn Anzeigen hätten durchaus abschreckende Wirkung. Leider sei die Recht‑sprechung aber in den letzten Jahren oft zu täterfreundlich gewesen, was zur Zunahme der Aggressionen beigetragen habe. Zudem hätten Respektlosigkeit und Hemmungslosigkeit allgemein zugenommen: Zum Beispiel halten sich gewisse Hooligans nicht mehr an frühere Regeln. Dem Kundenbegleitpersonal empfiehlt er, bei Aggressionen, «nicht die Gesundheit aufs Spiel zu setzen, sondern die TPO zu rufen, die für solche Fälle ausgerüstet und ausgebildet ist». Hilfreich seien präzise Informationen zum Aussehen des Aggressors, wo er sich befindet etc. Einer solchen Person begegnet Lukas Neumaier ruhig und neutral und bietet ihr die Option zu kooperieren. Störenden Personen an Bahnhöfen setzt er jeweils eine Frist für den freiwilligen Abzug. «Korrektheit und Konsequenz sind in unserem Beruf wichtig. Wir dürfen nie etwas androhen, das wir nicht tun können.»
Zur Ausrüstung gehören Pistole, Schlagstock und Handschellen. Dazu kommen wohl bald Elektroschockpistolen, die Lukas Neumaier begrüssen würde, «denn sie können in Menschenansammlungen mit minimalem Risiko für Drittpersonen eingesetzt werden». Bodycams, die die TPO seit letztem Sommer einsetzt, haben den Nachteil, «dass sie nur bis zu einem gewissen Aggressionslevel hemmend wirken. Gute Kommunikation und geschicktes taktisches Vorgehen sind mindestens so wirksam, und dass wir bei einem Einsatz genügend Leute sind – je mehr, desto besser.»
Auch Polizisten brauchen Schutz
Der Dienstbefehl zu den Bodycams war ursprünglich so formuliert, dass er Vorgesetzten die Möglichkeit gab, die Aufnahmen ohne Einwilligung der Mitarbeitenden für Schulungen zu verwenden, für Qualifikationen beizuziehen und gestützt darauf Disziplinarmassnahmen zu verhängen. Dies meldeten Mitglieder dem SEV-Rechtsdienst, der den Dienstbefehl überprüfte und die Mängel hinsichtlich des Personalschutzes bestätigte. Der SEV forderte eine neue Formulierung, die die Rechte des Personals wahrt, was die TPO-Leitung zurzeit prüft. Das Beispiel zeigt für Lukas Neumaier, dass auch TPO-Mitarbeitende eine Organisation brauchen, die sie bei der Wahrung ihrer Interessen und Rechte unterstützt, und dass dies der SEV wirklich tut. Als er zur TPO kam, empfahl ihm ein Kollege, dem SEV beizutreten. Das tat er auch deshalb, «weil mir bewusst war, dass der SEV genügend Mitglieder braucht, um sich fürs Personal wirksam einsetzen zu können.» Inzwischen spielt er die Rolle eines Vertrauensmannes. «Ich bin halt der Typ, der sagt, was er denkt.»
Im Rahmen der neuen Funktionsumschreibungen bei der SBB haben die Polizist:innen der TPO soeben ein höheres Anforderungsniveau im Lohnsystem erhalten. Dies kommt den SEV-Forderungen nach mehr Lohn und mehr Personal bei der TPO entgegen. «Der Personalbestand ist deutlich zu tief, um die nötige Sicherheitsarbeit zugunsten des SBB-Personals und der Reisenden zu leisten», betont Lukas Neumaier. Um Personal zu finden, muss die TPO auch attraktive Anstellungsbedingungen bieten.
Lukas Neumaier kommt aus der Region Bern und wohnt heute mit Frau und Tochter in Olten. Neben der Familie widmet er sich in der Freizeit Fitness- und Schiesstrainings und neu auch der Politik: Im April wurde er auf der SVP-Liste ins Oltner Stadtparlament gewählt. Neben Sicherheitsthemen sind ihm gute Rahmenbedingungen für das Verkehrspersonal wichtig. Er spielte früher Handball und war Trainer beim HSC Suhr Aarau, musste dies aber wegen der unregelmässigen Arbeit als Polizist aufgeben.
Markus Fischer