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Kongress 2025

Positionspapiere (Zusammenfassung)

Der Kongress legt jeweils zu Themenbereichen Positionen fest, die für alle SEV-Gremien verbindlich sind und als «Kompass» für die Zeit bis zum nächsten Kongress dienen. Der Kongress 2025 hat fünf Positionspapiere verabschiedet.

Christoph Geissbühler forderte, dass Verkehrsunternehmen Arbeiten nur bei Unternehmen in Auftrag geben sollen, die ihre Arbeitsbedingungen in mindestens gleichwertigen GAVs geregelt haben.

Die vollständigen Texte sind hier zu finden.

Das Positionspapier Gewerkschaft und Verkehrspolitik besteht aus drei Teilen: 1. Der SEV verhandelt Gesamtarbeitsverträge im Interesse und mit Mandat der betroffenen Mitglieder: Zurzeit hat der SEV im Verkehrsbereich 76 GAV unterzeichnet. Die beiden GAV SBB und SBB Cargo dienen in der Branche als Referenz – aufgrund ihrer Dimension «und weil sie gut sind», wie SEV-Vizepräsident Patrick Kummer am Kongress sagte. Auch bei Bus- und Schiffsbetrieben oder Luftfahrt setzt der SEV die Branchenstandards. 2. Eine starke Mitgliederbasis ist zentral für die Gewerkschafts- und Vertragspolitik: «Durch neue Ansätze sollen auch gezielt Berufsgruppen angesprochen und vom gewerkschaftlichen Engagement überzeugt werden, in denen der SEV bisher weniger bekannt ist.» 3. Die Sicherheit der Kolleg:innen im öffentlichen Verkehr hat oberste Priorität: Einen Schwerpunkt legt der SEV dieses Jahr auf die Sensibilisierung für die grosse Zahl von Aggressionen gegen das Personal. «Es braucht mehr Personal, eine erhöhte Präsenz von Sicherheitskräften und weitere Massnahmen, um sichere Arbeitsbedingungen zu gewährleisten.»

Christoph Geissbühler, Präsident TS Ostschweiz, brachte die Ergänzung ein, dass Verkehrsunternehmen Arbeiten nur bei Unternehmen in Auftrag geben sollen, die ihre Arbeitsbedingungen in mindestens gleichwertigen GAVs geregelt haben. «Denn praktisch jedes Unternehmen versucht seine Kosten zu senken, indem es Arbeiten an Firmen vergibt, die keine oder sehr schlechte GAVs haben.»

Das Positionspapier Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit besteht aus vier Teilen: 1. Stopp Gewalt, mehr Respekt für das Personal. 2. Branchenlösungen für gesundheitlich angeschlagene Personen: «Die beruflich bedingten Belastungen bei der Arbeit im öffentlichen Verkehr haben Auswirkungen auf die Gesundheit. Der SEV verlangt deshalb eine Branchenlösung für Weiterbildung, Reintegration und Umschulungen für gesundheitlich eingeschränkte Personen. Dazu gehört zwingend eine Anstellungsgarantie, wie sie bei der SBB Praxis ist. (…) In kleinen KTU ist eine Anstellungsgarantie schwierig umzusetzen. Daher sollten solche Lösungen auf einer breiteren Ebene angegangen werden.» 3. Die Erhaltung der Gesundheit am Arbeitsplatz «bleibt eine grundlegende Verantwortung der Unternehmungen. Hier nimmt vor allem in Berufen in operativen Bereichen der psychische und physische Druck eine immer stärker werdende Rolle ein: Der Verkehr nimmt ständig zu, Dienstpläne und Diensttouren werden bis auf die letzte Minute ausgereizt (…). Der SEV engagiert sich weiterhin dafür, dass die entsprechenden Prinzipien in jedem GAV verankert sind.» 4. Homeoffice: Das Parlament könnte die Regeln flexibilisieren. Der SEV setzt sich für klare Regeln und das Recht auf Nichterreichbarkeit ein.

Zum Positionspapier Verkehrspolitik fasste SEV-Präsident Matthias Hartwich die wichtigsten Anliegen zusammen: Öffentlicher und kollektiver Verkehr tragen zur Verlagerung von der Strasse auf die Schiene, zur Klimawende und zu mehr Nachhaltigkeit bei – das heisst, zu einer ökologischeren, sozialeren und gerechteren Mobilität, beim Personen- und beim Güterverkehr. Dafür muss die notwendige Infrastruktur bereitgestellt und unterhalten und der Betrieb angemessen finanziert werden. Wichtig ist auch der Erhalt des öffentlichen Verkehrs als Service public. Denn Privatisierung und Wettbewerb, wie von der EU-Kommission propagiert, haben sich nicht bewährt. In Grossbritannien und Schweden bspw. wurde das Angebot damit schlechter und teurer. Private investierten zu wenig in Infrastruktur und Fahrzeuge, sodass diese letztlich mit Steuergeldern erneuert werden mussten. Direktvergaben sind besser als regelmässige Ausschreibungen, und Kooperation der Verkehrsunternehmen ist besser als Konkurrenz – auch im internationalen Personenverkehr.

Zum Positionspapier Sozialpolitik sagte Finanzverwalter Aroldo Cambi: Der SEV ist für eine solidarische, gerechte Gesellschaft und daher gegen Leistungsabbau bei den Sozialversicherungen. Das heisst konkret: Nein zur Erhöhung des AHV-Rentenalters 65, und weil sich die finanzielle Lage der Pensionskassen in den letzten Jahren wieder verbessert hat, sind die Leistungen zu verbessern. Das heisst: höhere Umwandlungssätze sowie Beteiligungsmodelle, die systematische Mehrverzinsungen und Ausschüttungen an Rentner:innen ermöglichen, und gute Frühpensionierungsmodelle. Der SEV fordert einen Ausbau der familienergänzenden Kinderbetreuung und bekämpft flexiblere Arbeitszeiten zum Nachteil der Familien. Er fordert auch Massnahmen gegen den Anstieg der Mieten und Krankenkassenprämien.

Das Positionspapier zur Digitalisierung und Automatisierung/KI fordert, dass diese zum Wohle der Mitarbeitenden sein müssen. Folglich müssen Unternehmen (und die Sozialpartner) die Mitarbeitenden bei der Einführung, Entwicklung und Überprüfung digitaler Arbeitsmittel einbeziehen und sie aus- und weiterbilden.

Markus Fischer