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Philipp Hadorn antwortet

Protestnote an Swiss

SEV-GATA hat eine Protestnote an die Fluggesellschaft Swiss geschickt. Warum wehrt sich die Gewerkschaft gegen veränderte Nachtschichtsysteme für Technikerinnen und Techniker?

© Swiss International Air Lines

Damit Flugzeuge der Swiss frühmorgens in Genf und Zürich sicher abheben, müssen unsere Kolleginnen und Kollegen wichtige Checks, Vorbereitungen und Prüfungen vornehmen. Spezialisierte Mechanikerinnen und Mechaniker mit typenbezogenen Lizenzen nehmen diese Aufgaben wahr - bei jedem Wetter, bei jeder Temperatur.

Während früher mit Ausnahmebewilligungen ein 7:7-Nacht-Schichtmodell gelebt wurde, musste dies vor einigen Jahren auf 5:5 angepasst werden: 5 Tage arbeiten, 5 Tage frei. So wurde die Ausnahmebewilligung vom zuständigen Seco gewährt und für das spezialisierte Personal, das in ganz Europa rekrutiert wird, ermöglicht dies genügend Zeit für Erholung, das soziale Leben, auch mit deren Familie.

Nun erfolgte wiederum eine Praxisänderung. Nach einer sozial- und gesetzeskonformen Lösung wird gesucht. Die verantwortliche Person seitens Swiss äusserte sich mehrfach problematisch gegenüber der Sozialpartnerschaft, hat unseren pragmatischen Vorschlag nicht geprüft, auch «gedroht», dass die Swiss gewillt sei, ein anderes System gegen den Willen der Betroffenen einzuführen, da es genügend Bewerbungen habe. Dies führte zu unserem Protestschreiben, das zum Ausdruck brachte, dass wir

  • die Vorgehensweise seitens Head of Maintenance klar verurteilen,
  • eine Veränderung in der Führung der Arbeitsgruppe seitens Swiss erwarten,
  • zu einer lösungsorientierten Zusammenarbeit bereit sind, sofern die Swiss hierzu den Tatbeweis ebenfalls erbringt.

Bei einer Umfrage antworteten fast 80%, eine allfällige Eskalation mitzutragen, und fast 70%, die Firma allenfalls zu verlassen (siehe Box). Noch hat die Swiss Potenzial, zu einer Deeskalation beizutragen.

Phlipp Hadorn ist Präsident von SEV-GATA und SEV-Gewerkschaftssekretär.
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Umfrage von SEV-GATA

Vom 7. bis 25. Juli haben zahlreiche Mitarbeitende von Swiss Technik an der Umfrage der Bodenpersonalgewerkschaft SEV-GATA zu den Schichtmodellen teilgenommen. Dies im Zusammenhang mit der laufenden Suche nach einem neuen Modell, weil das Seco das Modell 5:5 (5 Tage Nachtschicht, 5 Tage frei) ab 2026 nicht mehr zulassen will. Die grosse Beteiligung verleiht der Umfrage eine hohe Repräsentativität. Einige Resultate:

• Wenn die Schichtpläne geändert werden müssen, sieht die Mehrheit der Teilnehmenden (über zwei Drittel) folgende Prioritäten: Beibehaltung des heutigen Rotationsschemas = 1. Priorität, Beibehaltung des gleichen Lohnes = 2. Priorität. Zusätzliche Arbeitstage («Zusatztage») vermeiden = 3. Priorität.

• Auf die Frage: «Falls die Swiss einen neuen Schichtplan vorschreibt, der deine Möglichkeit erheblich beeinträchtigt, nach dem Arbeitsblock nach Hause / ins Ausland zu pendeln: Wie wahrscheinlich ist es dann, dass du eine Kündigung in Erwägung ziehst?», antworteten 67,3 %, dass sie die Swiss verlassen würden.

• 82,1% würden eine Tag-Nacht-Rotation, also abwechselnde Tag- und Nachtschichten, nicht akzeptieren (ohne Teilnehmende, die bereits Tag-Nacht-Rotation machen).

• 82,4 % würden einen Dreischichtbetrieb (Früh-, Spät- und Nachtschicht) nicht akzeptieren.

• 80,6 % finden, dass ihr Salär in Anbetracht ihrer Aufgaben und Verantwortung unter dem Marktstandard in der Schweiz liegt.

• 84,6 % der Teilnehmenden, die regelmässig Nachtdienst leisten, finden, dass die Schichtzulagen nicht angemessen sind.

• 78,4 % wären bereit, sich aktiv zusammen mit SEV-GATA zu engagieren, zum Beispiel mit einer Petition oder Protestaktion.

Fazit: Die Umfrage bestätigt die Positionen, die SEV-GATA bisher gegenüber der Swiss vertreten hat. Und sie zeigt die Bereitschaft der grossen Mehrheit, bei Aktionen der Gewerkschaft mitzumachen.

Mehr Details im Info vom 22. August unter sev-gata.ch (deutsch oder englisch).

Markus Fischer