Chef:in Kundenbegleitung SBB
SEV will keinen Stellenabbau
Die SBB will das Projekt «Weiterentwicklung Chef:in Kundenbegleitung (CKB)» vorantreiben. Der SEV sieht darin einen massiven Stellenabbau. Ausserdem hätten Kundenbegleiter:innen in Zukunft deutlich schlechtere Aufstiegsperspektiven. Der SEV hat das Projekt deshalb kritisiert. Die Antworten der SBB auf die Kritik sind unbefriedigend. René Zürcher, verantwortlicher SEV-Gewerkschaftssekretär für den SBB-Personenverkehr, nimmt Stellung.

Was steckt aus Sicht des SEV hinter dem Projekt «Weiterentwicklung CKB»?
Wenn die Anzahl von heute 640 Personen mit einem Arbeitsvertrag als CKB im Anforderungsniveau G auf rund 460 reduziert wird, und alle anderen in tieferen Anforderungsniveaus angestellt sind, steckt dahinter klar eine Sparmassnahme. Zwar wird nicht sofort gespart, weil gemäss heutigem GAV in solchen Fällen Lohngarantien vorgesehen sind, jedoch mittelfristig ist es eine Sparübung auf Kosten des Personals.
Die SBB begründet diese Weiterentwicklung mit dem Einfordern von Aufgaben, die Teil der Funktionsumschreibungen CKB sind, die bis heute vom Personal nicht verlangt wurden. Es handelt sich um Zusatzaufgaben in Fachmodulen. Diese sind aber noch nicht sehr klar definiert. Dort braucht es mehr Transparenz, damit sich die Leute auch orientieren können und verstehen, was sie zukünftig in den jeweiligen Fachmodulen und Standorten erwartet. Ausgeschlossen ist – und da sind wir uns mit der Leitung KBC einig – die CKB haben keine Personalführungsaufgaben wahrzunehmen, sie sind nicht der verlängerte Arm der Teamleitenden.
Der SEV hat im Namen der Verhandlungsgemeinschaft eine Stellungnahme an die SBB geschickt. Zudem hat der ZPV am 7. Juli Ladina Purtschert, Leiterin Kundenbegleitung und Cleaning SBB, eine Resolution übergeben. Was sind konkrete Kritikpunkte am Projekt?
Wir kritisieren die neue Ausrichtung der Funktion CKB. Der geplante Abbau von Stellen in gewissen Standorten, wie beispielsweise Basel, verhindert langfristig jede Entwicklungsperspektive auf den Zügen für jüngere Mitarbeitende. Ausserdem bemängeln wir die Berechnungsgrundlagen für den zukünftigen Personalbedarf als unklar und unvollständig. So wurden zum Beispiel die Fachmodule Ausbildung, Internationaler Personenverkehr und Aufsicht P gar nicht berücksichtigt. Wir haben vor zu knappen Personalkapazitäten gewarnt und fordern, dass alle aktuellen CKB sich unabhängig von Bedarfsberechnungen weiterentwickeln können. Rückstufungen sollen frühestens nach der Lohnrunde 2026 erfolgen und ab 55 Jahren muss ein Verbleib im bisherigen Anforderungsniveau garantiert werden. Es soll ausreichend Zeit für CKB-Aufgaben ausserhalb der Touren eingeplant und mehr Ausbildungszeit für Fachmodule bereitgestellt werden.
Inzwischen hat die SBB auf die Stellungnahme geantwortet. Sie schreibt, sie möchte vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten in der Kundenbegleitung weiterhin fördern und diese künftig an allen Standorten anbieten. Es gebe auch weiterhin Sonderregelungen für ältere Mitarbeitende ab 58 Jahren. Die Zielgrösse von nur noch 460 CKB sei bloss eine Orientierung, kein fixer Wert. Was hältst du von dieser Stellungnahme?
Es ist eine gute Sache, wenn die SBB interne Weiterentwicklungen anbieten kann, jedoch löst dies die Problematik des Unterbestandes beim Zugpersonal nicht. Es muss auch in Zukunft genügend Möglichkeiten geben, sich weiterzuentwickeln und trotzdem weiterhin auf den Zügen zu arbeiten. Das wird immer weniger möglich sein, wenn die Anzahl CKB massiv sinkt. Der Beruf muss attraktiv bleiben. Die nötige Zeit für die CKB-Aufgaben soll gemäss SBB z.B. während Teil-Reserven, KuLe oder K-Fak-Leistungen geschaffen werden. Dies ist für uns keine professionelle Planung, um diese Aufgaben seriös wahrzunehmen.
In der Resolution hat der ZPV einen Marschhalt beim Projekt gefordert. Hat die SBB auch darauf schon reagiert?
Sie hat uns ein Gespräch angeboten und zugesichert, dass vor dem Gespräch keine Kommunikation über das Projekt an die Mitarbeitenden geht (Anm. der Redaktion: Das Gespräch findet am 26. August, nach Redaktionsschluss dieser Zeitung, statt). Der Zentralvorstand ZPV hat an seiner Sitzung vom 13. August seine Forderung nach einem Marschhalt nochmals bekräftigt.
Michael Spahr