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Delegiertenversammlung ZPV

Solidarität statt Spaltung

Am 11. Juni 2025 fand in Langnau i. E. die 140. ordentliche Delegiertenversammlung des ZPV statt – geprägt vom Jubiläum, dem bevorstehenden SEV-Kongress und von deutlichen Worten zu aktuellen Herausforderungen im öffentlichen Verkehr. In den Reden von ZPV-Präsident Ralph Kessler, SEV-Präsident Matthias Hartwich und Michael Perler, Kommandant der Transportpolizei SBB, standen zentrale Themen im Fokus: die Verhandlungslage mit der SBB, die zunehmende Gewalt gegen das Zugpersonal und der dringende Ruf nach gewerkschaftlicher Geschlossenheit und Solidarität.

Thomas Walther führt als Tagespräsident durch die 140. ordentliche Delegiertenversammlung des ZPV im Restaurant Hirschen in Langnau i. E. Das Jubiläum bietet zwar Anlass zum Feiern, aber nicht nur: «Hinter dem Verband liegen herausfordernde Monate und weitere werden folgen», betont ZPV-Präsident Ralph Kessler in seiner Eröffnungsrede. Im Fokus steht unter anderem der massive Stellenabbau bei SBB Cargo, aber auch die laufenden BAR-Verhandlungen, wo laut Kessler «ein Ergebnis noch weit entfernt ist». Beispielhaft führt er diesbezüglich die Personalunterbestände an und auch die bisher unerfüllte Forderung nach Doppelbegleitungen ab 22 Uhr – eine Massnahme, mit der die Sicherheit des Zugpersonals spürbar erhöht werden könnte. Angesichts dieser Entwicklungen plant der ZPV einen Aktionstag, um die Öffentlichkeit und die Verantwortlichen für die eskalierende Gewalt gegen ÖV-Mitarbeitende zu sensibilisieren – ein dringender Appell für mehr Schutz, bessere Koordination und gezielte Massnahmen.

Spannungsfeld Gewalt im öffentlichen Verkehr

Bei der Sicherheit des Personals knüpft Gastreferent Michael Perler, Kommandant der Transportpolizei SBB an. Der Jurist und Kriminologe beleuchtet die aktuelle Sicherheitslage im öffentlichen Verkehr und erklärt, welche Faktoren sich auf das subjektive Sicherheitsempfinden der Fahrgäste auswirken – etwa die Präsenz von Sicherheitskräften, die Sauberkeit der Infrastrukturen oder das Verhalten anderer Passagiere. Besonders alarmierend sei jedoch die Zunahme von Aggressionen und Gewalt gegen das Personal in bestimmten Regionen.

Hier melden sich zwei Kollegen zu Wort: Ihre Schilderungen zeigen eindrücklich, wie ernst die Lage mancherorts ist: Verfolgt, tätlich angegriffen oder sogar mit dem Tod bedroht – oft ohne die Sicherheit, dass Transport- oder Kantonspolizei rechtzeitig ein-greifen können. Michael Perler weist darauf hin, dass trotz verstärkter Präsenz der Transportpolizei vor allem in den Abendstunden das subjektive Sicherheitsgefühl dennoch nicht besser sei. Die Zusammenarbeit mit den Kantonspolizeien gestalte sich in einigen Regionen schwierig, da es häufig an Personal und Ressourcen fehle, um rasch auf Vorfälle zu reagieren. Dass die Transportpolizei nicht unter die polizeiliche Generalklausel fällt und bei der SBB statt bei einer polizeilichen Behörde angesiedelt ist, sei zwar, wie Perler auf Nachfrage ausführt, ein struktureller Sonderfall, für die Lösung der aktuellen Herausforderungen jedoch nicht entscheidend.

Solidarität und Demokratie

Auch SEV-Präsident Matthias Hartwich richtet das Wort an die Delegierten. In seiner Rede bezieht er klar Stellung zu den aktuellen politischen und gewerkschaftlichen Herausforderungen und unterstreicht: «Demokratie und Solidarität sind die Grundpfeiler des SEV.» Gerade in Zeiten gesellschaftlicher Spannungen und politischer Umbrüche brauche es starke Gewerkschaften, die für die Rechte der Arbeitnehmenden eintreten – ein eindringlicher Appell für Zusammenhalt in einer Gesellschaft, die sich zunehmend spaltet. Zum Abschluss erinnert er mit einem Zitat von Georg Herwegh an die Kraft der Solidarität: «Mensch der Arbeit – aufgewacht – und erkenne deine Macht. Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will!»

Statutarisches und Ehrungen

Zuerst wird Massimo Brigatti als neuer Vizepräsident gewählt; er übt das Amt bereits seit Dezember 2024 ad interim aus. Zentralkassier René Furrer stellt die Finanzgeschäfte vor. Die Delegierten heissen die Rechnung 2024 und das ausgeglichene Budget 2025 gut und erteilen der Geschäftsleitung Décharge. Weiter genehmigen sie einstimmig die Änderungen im Geschäftsreglement des ZPV. Diese sind durch die per 1. Januar 2025 angepassten Verbandsstrukturen notwendig geworden.

Schliesslich stehen Ehrungen und Verabschiedungen auf dem Programm, zuerst jene von Franco Andreazzi, der turnusgemäss als Präsident der GPK des ZPV ausscheidet. Sein langjähriges Wirken wird wärmstens und unter Applaus verdankt. Weiter wird Jürg Hurni geehrt, der nach 16 Jahren als SEV-Gewerkschaftssekretär und nach zahlreichen Milizämtern in Pension ging. Sein langjähriges Engagement wird herzlichst verdankt und mit einer «Standing Ovation» gewürdigt. Seine Nachfolge hat inzwischen bereits Gewerkschaftssekretär René Zürcher angetreten. Doch Jürg Hurni wird sich weiterhin im Interesse des SEV und seiner Mitglieder engagieren – als Mitglied des SBB-Verwaltungsrats.


Eva Schmid