Kongress 2025
Vizepräsidium für die KTU: «Wir ergänzen uns sehr gut»

Am 12. Juni wählt der Kongress die Geschäftsleitung des SEV. Neben den Bisherigen Matthias Hartwich (Präsident) und Aroldo Cambi (Finanzverwalter), wählen die Delegierten auch das neue Vizepräsidium. Nominiert ist Patrick Kummer, der bereits im Amt ist und das Dossier SBB betreut. Nominiert für das Dossier KTU mit rund 70 Unternehmungen im öffentlichen und touristischen Verkehr sind zwei neue Kandidierende: Barbara Keller und Pablo Guarino. Ein Porträt der beiden.
Pablo Guarino arbeitet schon sechs Jahre beim SEV. Als Gewerkschaftssekretär war er verantwortlich für die Lausanner und Freiburger Verkehrsbetriebe sowie das Bodenpersonal am Genfer Flughafen. Seit Mai ist er zuständig für den Rechtsdienst in der Romandie. Der 36-jährige gelernte Elektriker hat auf dem zweiten Bildungsweg zuerst einen Bachelor in Politik gemacht. Während seiner Arbeit als Gewerkschafter studierte er noch Rechtswissenschaften und schloss mit einem Master ab. Bevor er zum SEV kam, war er fünf Jahre bei der Unia im Bausektor tätig.
Auch Barbara Keller hat bei der Unia die Gewerkschaftsarbeit kennen und schätzen gelernt. Sie war dort in der Kommunikation tätig. Im Moment leitet sie die Kommunikations- und Fundraising-Abteilung der Caritas Bern. Die 32-Jährige hat ursprünglich Mediamatikerin gelernt und die technische Berufsmatur gemacht. Berufsbegleitend hat sie einen Bachelor in Kommunikation und einen Master in Public und Non Profit Management absolviert. Sie ist Stadträtin in Bern und leitet dort die grösste Fraktion.
Topsharing des Vizepräsidiums
Zum ersten Mal in der Geschichte des SEV sollen sich zwei Personen um das Vizepräsidium im Bereich der konzessionierten Transportunternehmungen (KTU) kümmern. «Es ist eine Chance, seinen Job in einem Topsharing zu machen», sagt Barbara Keller. «Ich glaube, wir ergänzen uns sehr gut. Ich bin überzeugt, es ist eine Bereicherung, wenn man so seinen Job in einem Team machen kann. Mehrere Köpfe finden oft bessere Lösungen als eine Person allein.» Pablo Guarino stimmt ihr zu: «Es geht nicht nur darum, die Arbeit zu teilen, sondern auch darum, unterschiedliche Blickwinkel zu haben und gemeinsam innovative Lösungen zu finden. Barbara und ich haben zwar unterschiedliche Profile, aber genau weil wir uns ergänzen, können wir den SEV stärken.»
Werden sie vom Kongress gewählt, stehen die beiden vor grossen Herausforderungen. Viele KTU wären betroffen, würden die vom Bundesrat angekündigten Sparmassnahmen im Parlament durchkommen. Der SEV wird sich weiterhin in die nationale, aber auch in die regionale Politik einmischen müssen. Hier bringt Barbara Keller viel Erfahrung mit: «Ich kenne das politische Geschäft, weiss, wie man verhandelt und auch politische Gegnerinnen und Gegner von den eigenen Anliegen überzeugen kann.»
Neben seiner Erfahrung als Gewerkschaftssekretär und seinem Verhandlungsgeschick bringt Pablo viel Fachkenntnisse im juristischen Bereich mit: «Das Recht spiegelt ein Kräfteverhältnis wider, und das neigt oft auf die Seite der Arbeitgeber. Es liegt an uns, das Recht in den Dienst der Arbeitnehmenden zu stellen und überall dort zu handeln, wo es notwendig ist. In diesem Bereich besteht dringender Handlungsbedarf.»
Grosse Herausforderungen
Eine grosse Herausforderung für den SEV sieht Barbara Keller in den nächsten Jahren bei der Digitalisierung: «Wir müssen dafür kämpfen, dass niemand zurückgelassen wird: Arbeitsplätze müssen gesichert und gezielte Weiterbildungsangebote bereitgestellt werden, wenn sich Berufsbilder verändern.»
«Die starke Rolle, die SEV-Mitglieder in den Entscheidungsprozessen einnehmen, ist beeindruckend – und sie zeigt, wie entscheidend eine aktive, gut vernetzte Mitgliedschaft ist», sagt Barbara Keller. «Für meinen Vater war es klar, dass man Mitglied einer Gewerkschaft ist. Heute muss man mehr tun, um junge Arbeitnehmende dazu zu bringen, einer Gewerkschaft beizutreten.» Pablo Guarino fügt an: «Wir werden uns dafür einsetzen, den SEV in den vier Jahren bis zum Ende unserer ersten Amtszeit zu stärken. Dazu müssen wir die Mitglieder halten und neue gewinnen. Nur so stärken wir unsere Position im Verkehrssektor.»
Michael Spahr