Gewerkschafts- und Vertragspolitik

Positionspapier Gewerkschafts- und Vertragspolitik (2025)

  • Der SEV verhandelt Gesamtarbeitsverträge (GAV) im Interesse und im Mandat der den GAV unterstellten Mitglieder.
  • Eine starke Mitgliederbasis ist zentral für die Gewerkschafts- und Vertragspolitik.
  • Die Sicherheit der Kolleg:innen im öffentlichen Verkehr hat oberste Priorität.

Im SEV zählen wir zurzeit 76 Gesamtarbeitsverträge (GAV) im Verkehrsbereich, die wir verhandeln und zur Unterschrift bringen. Die beiden GAV SBB und SBB Cargo sind aufgrund ihrer Dimension wegweisend und dienen bei der Bahn und im Service public als Referenz, insbesondere als Garantie für die Sozialpartnerschaft. In der Schifffahrt, bei den Busbetrieben oder auch in der Luftfahrt setzt der SEV die Branchenstandards. Wo nötig sind normative Bestimmungen in den GAV zu vereinheitlichen, um diesen Branchenstandard auf einem möglichst hohen Niveau fortzuführen. Dank der Vertragsdichte spielen wir innerhalb des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB) eine entscheidende Rolle; der SEV ist ein respektierter Partner, dessen Stimme gehört wird, auch bei Fragen der Verkehrsstrategie. Unternehmen im öffentlichen Verkehr, die für ihre Leistungen Gelder der öffentlichen Hand beziehen, sollen verpflichtet werden, einen GAV abzuschliessen. Durch seinen Einsatz im öffentlichen Verkehr leistet der SEV einen wesentlichen Beitrag für einen starken Service public von hoher Qualität.

Der SEV setzt sich dafür ein, dass nur Unternehmungen im Auftrag von unseren Sozialpartnern Arbeiten (wie z. B. Unterhalts-, Reparatur- oder Reinigungsarbeiten, etc.) durchführen, welche ihre Arbeitsbedingungen in mindestens gleichwertigen GAVs geregelt haben. Dem Druck auf die von uns ausgehandelten GAVs und einer möglichen Aushöhlung müssen wir entschieden entgegentreten. Nur so können wir die Arbeitsbedingungen unserer Kolleg:innen schützen.

Der SEV nimmt Einfluss in der Europäischen Transportarbeiter-Föderation (ETF): Wir müssen die Stärke unserer zentralen Rolle innerhalb von Europa ausspielen und unseren Positionen auch auf europäischer Ebene Gehör verschaffen. Durch seine aktive Mitwirkung in den Organen der ETF trägt der SEV zur Festlegung der Rahmenbedingungen der europäischen Verkehrspolitik bei. Dank diesem Zusammenhalt und der Beharrlichkeit gilt der SEV in der Schweiz als grösste und stärkste Gewerkschaft im Verkehrsbereich und kann seinen Einfluss zielgerichtet geltend machen.

Unsere Forderungen basieren auf den Bedürfnissen der Arbeitnehmenden im öffentlichen Verkehr

Die Stärke des SEV sind unsere Mitglieder. Sie geben uns den Weg vor. In Verhandlungen stützt sich der SEV gegenüber den Unternehmen stets auf die Forderungen der Mitglieder. Dazu gehören Verhandlungen über Arbeitsbedingungen, Arbeitszeitregelungen, Löhne und Gesamtarbeitsverträge sowie deren Ausführung. Jene Mitglieder, die von einem Verhandlungsresultat betroffen sind, geben auch das Mandat für die Verhandlungen vor und entscheiden über Verhandlungsresultate.

Durch diese klare, eindeutige Haltung des Einbezugs der Basis entwickelt der SEV seine Verhandlungspositionen und stärkt seine Glaubwürdigkeit gegenüber den Unternehmen sowie der Öffentlichkeit.

Organisationsgrad stärken, Einfluss sichern

Auch wenn der SEV über einen hohen Organisationsgrad verfügt, gilt es diesen nicht nur zu halten, sondern weiter auszubauen. Die Entwicklung der Neumitglieder ist auf einem guten Weg. Die bevorstehenden Pensionierungen bei den Unternehmen haben Auswirkungen auf die Mitgliedsstruktur im SEV. Die Präsenz vor Ort bleibt das beste Mittel zur Mitgliederbindung und -gewinnung.

Durch neue Ansätze sollen auch gezielt Berufsgruppen angesprochen und vom gewerkschaftlichen Engagement überzeugt werden, in denen der SEV bisher weniger bekannt ist. Der SEV, die Unterverbände und Sektionen entwickeln gemeinsam Strategien, damit die Forderungen der Jungen, der Frauen, der Migrant:innen und der Rentner:innen berücksichtigt werden. Frauen sowie junge Kolleg:innen sollen möglichst früh in die Gewerkschaftsarbeit einbezogen und ihre Mitwirkung in den Gremien des SEV soll aktiv gefördert werden. Zu Themen wie neue Arbeitsmodelle, Teilzeitarbeit und bessere Vereinbarung von Berufs- und Privatleben werden Positionen erarbeitet und weiterentwickelt, damit die Arbeitsrealitäten an die Bedürfnisse aller Generationen und Geschlechter angeglichen werden können.

Auch die Auswirkungen der künstlichen Intelligenz (KI) auf die Arbeitsplätze und die Arbeitsrealität unserer Kolleginnen und Kollegen sollen eng begleitet werden. Die KI wird Auswirkungen auf alle Berufsgruppen haben, jedoch sehr unterschiedlich in der Intensität und Ausprägung. Sicherlich werden Mitglieder und nicht-Mitglieder gleichermassen davon betroffen sein. KI-Technologien können Prozesse effizienter gestalten, bergen jedoch das Risiko des Arbeitsplatzabbaus oder der Veränderung von Berufsbildern. Der SEV setzt sich dafür ein, dass künstliche Intelligenz fair und transparent eingeführt wird, ohne die Rechte der Arbeitnehmenden zu gefährden.

Sicherheit hat oberste Priorität

Die Sicherheit am Arbeitsplatz ist eines der Kernthemen unserer Mitglieder. Der SEV fordert Massnahmen zur Verbesserung der physischen und psychischen Gesundheit der Beschäftigten. Dies umfasst die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften und die Bekämpfung von Stress und Burnout. Zudem legen wir einen Schwerpunkt auf die Sicherheit für das Personal im öffentlichen Verkehr. Kolleg:innen in Zügen und an Bahnhöfen, im Bus, Tram, Schiff oder in Seilbahnen sind zunehmend Gewalt, Aggressionen und Übergriffen ausgesetzt. Es braucht mehr Personal, eine erhöhte Präsenz von Sicherheitskräften und weitere Massnahmen, um sichere Arbeitsbedingungen zu gewährleisten.