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Gegen Abbau bei SBB Cargo

SEV verurteilt Kahlschlag bei SBB Cargo und fordert glaubwürdigen Businessplan

Heute hat das Gütertransportunternehmen SBB Cargo abermals einen Kahlschlag angekündigt: Zusätzlich zu den 55 Vollzeitstellen, deren Streichung im März kommuniziert wurde, sollen bis Ende Jahr weitere 72 Stellen entfallen. Insgesamt soll bis 2030 ein Fünftel der Belegschaft abgebaut werden, gegenüber rund 2120 Vollzeitstellen Ende 2024. Ein so radikaler Abbau bedeutet einen gefährlichen Verlust von Know-how und gefährdet die dringend notwendige Verlagerung des Güterverkehrs von der Strasse auf die Schiene.

Der SEV fordert von SBB Cargo, auf den Personalabbau zu verzichten. Der SEV befürchtet, dass nach dem Abbau zahlreiche Fachleute mit wertvollem Know-how fehlen werden. Das führt dazu, dass bei SBB Cargo in Kürze die Produktion nicht mehr vernünftig funktionieren kann. Alternativen zum Abbau sind möglich: Personal mit zu wenig Einsatzmöglichkeiten kann vorübergehend an andere Unternehmen verleiht werden, vor allem innerhalb des SBB-Konzerns. Ansonsten droht SBB Cargo langfristig ein Fachkräftemangel.

«Die geplante Reduktion und Vereinfachung des Angebots führt mittelfristig kaum zu wirtschaftlichem Erfolg. So kann die zwingend erforderliche Verlagerung des Güterverkehrs von der Strasse auf die Schiene nie gelingen», warnt Philipp Hadorn, der für SBB Cargo verantwortliche Gewerkschaftssekretär beim SEV. «Um seriös beurteilen zu können, ob der Abbau wenigstens dazu beiträgt, dass es später besser kommen könnte, möchten wir endlich einmal eine Strategie mit konkreten Annahmen und Berechnungsgrundlagen sehen.» Der SEV fordert deshalb von SBB Cargo einen seriösen Businessplan.

Verlagerung von Strasse auf Schiene in Gefahr

«Wenn SBB-Cargo-Chef Alexander Muhm verkündet, die Verlagerung von der Strasse auf die Schiene sei nicht seine Aufgabe, so ist das eine zynische Aussage, die komplett verkennt, dass genau das aus gesellschafts- und verkehrspolitischer Sicht die Hauptaufgabe von SBB Cargo ist», so Philipp Hadorn. Im März hat das Parlament ein Gütertransportgesetz verabschiedet, das den Schienengüterverkehr langfristig stärken soll. Güter sollen weiterhin auf der Schiene transportiert werden und nicht auf die Strasse rückverlagert werden. Um die klimapolitischen Ziele der Schweiz zu erreichen, muss es gelingen mehr Güter von der Strasse auf die Schiene zu verlagern. Der im Moment noch unrentable Einzelwagenladungsverkehr wird vom Bund weiterhin finanziell gefördert. Ebenfalls keinen Sinn macht es für den SEV, dass RALpin, bei der SBB Cargo beteiligt ist, kürzlich angekündigt hat die RoLa (Rollende Landstrasse) bereits auf Ende 2025 einzustellen. Der SEV befürchtet, dass ein Grossteil der jährlich bis zu 100'000 verladenen LKW die Schweiz künftig auf der Strasse durchqueren, mit negativen Konsequenzen für Bevölkerung, Umwelt und Infrastruktur. Für den SEV ist klar, die aktuellen Ankündigungen widersprechen einer langfristigen Strategie für einen funktionierenden Schienengüterverkehr und eine nachhaltige Klimapolitik.