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Swissport Zürich

Swissport Zürich: «Wir müssen jetzt Druck aufbauen!»

Der Krisen-GAV mit Swissport Zürich wird auf Ende 2022 gekündigt. Das haben die Mitglieder der Gewerkschaft SEV-GATA gemeinsam mit den Mitgliedern der Verhandlungsgemeinschaft (VPOD und kfmv) beschlossen, nachdem die Verhandlungen ins Stocken geraten waren. Jetzt planen sie Aktionen, um gegen die sture Haltung von Swissport zu protestieren. Interview mit Gewerkschaftssekretärin Regula Pauli.

Vor anderthalb Jahren haben die Mitglieder von SEV-GATA dem Krisen-GAV zugestimmt. Was ist die Vorgeschichte?

Regula Pauli: Als Corona kam, lag der Luftverkehr am Boden und wir mussten handeln, um den Zusammenbruch von Swissport zu vermeiden. Die Kolleg:innen von Swissport waren bereit mitzuhelfen, ihre Unternehmung zu retten. Ende 2020 hatten wir schliesslich einen Krisen-GAV ausgehandelt. Das Bodenpersonal verzichtete auf einen Teil des Lohnes und war bereit, mehr zu arbeiten und dies mit einer höheren Flexibilität. Im Gegenzug wurde aus wirtschaftlichen Gründen niemand entlassen.

Jetzt läuft das Luftverkehrsgeschäft wieder. Warum ging man nicht automatisch zum alten GAV von 2019 zurück?

Im Krisen-GAV ist vereinbart, dass die automatische Rückkehr erst bei einem definierten Wert des EBIT (Kennzahl, die den operativen Gewinn aus dem Leistungsbereich eines Unternehmens in einem bestimmten Zeitraum beschreibt, Anm. der Redaktion) eintritt. Laut Prognose von Swissport wird diese Zahl frühestens 2023 erreicht werden. Für die Mitarbeitenden ist die Krise aber bereits jetzt zu Ende. Inzwischen haben zahlreiche Leute wegen den schlechten Arbeitsbedingungen gekündigt. Swissport muss 500 Stellen neu besetzen. Die Situation am Flughafen ist prekär. Für uns ist seit Monaten klar, wir müssen so schnell wie möglich Verhandlungen aufnehmen, um zu einem regulären GAV zurückzukehren. Auch Swissport ist klar, es muss etwas gegen die miserable Personalsituation getan werden. Folglich waren alle bereit, zu verhandeln.

Die Forderung von SEV-GATA war eine Rückkehr zum Gesamtarbeitsvertrag, der vor der Corona-Krise galt. Zudem forderte man aufgrund der aktuellen Situation einen Teuerungsausgleich und eine Verbesserung betreffend der sogenannten off-Tage. Wie verliefen die Verhandlungen?

Wir haben uns fünf Mal getroffen und fünf Mal festgestellt, dass wir uns nicht näherkommen. Also haben unsere Mitglieder beschlossen, den Krisen-GAV per Ende Jahr zu kündigen. Uns war klar, nur so können wir den nötigen Druck aufsetzen. Reagiert hat Swissport noch nicht, d. h. sie haben uns eine Bestätigung per E-Mail geschickt, dass sie die Kündigung erhalten haben, aber nicht mehr. Wir wollen und brauchen wieder einen GAV und Swissport braucht dringend Personal. Und unsere Kolleg:innen am Flughafen sind erschöpft. Es kann nicht mehr lange so weitergehen.

Streiken darf man nicht, weil der GAV noch bis Ende Jahr gültig ist und somit eine Friedenspflicht gilt. Sind trotzdem Kampfmassnahmen geplant? Es sind ja Sommerferien und am Flughafen herrscht Hochbetrieb.

Ja, wir müssen jetzt weiter Druck aufbauen. Es soll in den nächsten Wochen Protestaktionen geben. Aber der Druck auf Swissport muss nicht nur von uns Gewerkschaften kommen, sondern auch von anderer Seite. Einerseits sind die Fluggesellschaften gefordert, denn sie sind massgeblich für die Tiefpreispolitik im Luftverkehr und somit auch für die schlechten Arbeitsbedingungen mitverantwortlich. Andererseits ist die Politik gefordert. Der Flughafen Zürich gehört ja zum Teil der Stadt und dem Kanton Zürich. Und die tragen auch eine Verantwortung. Wir sind guter Dinge, dass die Verhandlungen im August wieder Fahrt aufnehmen. Ein vertragsloser Zustand ab nächstem Jahr dient niemandem.

Michael Spahr

Mitbestimmen?

Mitreden bei der Zukunft des GAV dürfen alle, mitbestimmen aber nur Mitglieder von SEV-GATA. Falls deine Arbeitskolleg:innen noch nicht Mitglied sind und du sie davon überzeugst, Mitglied zu werden, erhältst du als Dankeschön 100 Franken. Die Aktion gilt bis Ende September 2022.